In den schwersten Momenten suchen wir nach besonderen Wegen, unsere Liebsten zu ehren. Die Edelsteinbestattung verwandelt die Asche Verstorbener in einzigartige, funkelnde Erinnerungsstücke, die man immer bei sich tragen kann. Ein glänzendes Symbol für ein unvergessliches Leben.
Erfahren Sie im folgenden Interview mehr über diese ganz besondere Form der Bestattung.
8 Fragen an Daniela Reiter, Geschäftsführerin von Mevisto Österreich
Die MEVISTO Edelsteinmanufaktur ist ein familiengeführtes Unternehmen, das seinen Sitz im oberösterreichischen Kirchham hat. Die Firma gehört zu den führenden Unternehmen in der Herstellung von Edelsteinen aus Haar bzw. aus Asche verstorbener Menschen.
Claudia: Daniela, wir kennen uns schon sehr lange, daher darf ich in meiner Anrede sicherlich das „Du“ verwenden. Die MEVISTO Edelsteinmanufaktur fertigt seit 2013 aus Asche verstorbener Menschen bzw. aus Haar Edelsteine an. 2018 habt ihr noch eine neue Produktlinie, die „Perle der Seele“, aufgenommen. In unserem Interview wollen wir gerne mehr über euch und die Anfertigung eines personalisierten Schmuckstückes erfahren.
Wie erfolgt die Fertigung eines personalisierten Edelsteines?
Daniela: Der Prozess zur Herstellung unserer Steine erstreckt sich über 30 Werktage. Im Wesentlichen besteht das Verfahren aus vier Phasen: Zunächst werden die Asche oder das Haar in einem weltweit einzigartigen, chemischen Verfahren aufbereitet. Dieser Prozess dauert einige Tage. Das biogene Material bietet die Grundlage für die Herstellung eines Edelsteines. Danach „wächst“ der Rohkristall des gewünschten Steins in unseren speziellen Öfen bei ca. 2.000 °C – je nach Größe – in etwa 1-2 Tagen heran. Im nächsten Schritt verleihen unsere ausgebildeten Experten dem Edelstein nach Kundenwunsch den individuellen Schliff. Abschließend kann der Saphir oder Rubin gefasst werden. Dank der engen Zusammenarbeit mit mehreren Goldschmieden bieten wir ein breit gefächertes Spektrum künstlerisch ansprechender Fassungen an.
Claudia: Welche Menge an Asche oder Haar benötigt Mevisto für die Fertigung der Edelsteine?
Daniela: Zur Herstellung eines Rubins oder Saphirs verwenden wir in unserem Verfahren 50 – 100 g Asche des Verstorbenen oder 10 g seines Haares. Ich möchte bemerken, dass viele Kunden personalisierte Edelsteine auch schon zu Lebzeiten tragen wollen und bei uns entsprechend in Auftrag geben. Wir schaffen diese Steine dann aus dem Haar der betreffenden Person.
Claudia: Mevisto fertigt keine Diamanten, sondern Saphire und Rubine. Dieses Verfahren will ich unseren Lesern nicht vorenthalten. Es unterscheidet sich wie folgt:
Erinnerungsdiamanten entstehen unter Verwendung von kohlenstoffhaltigem Material, d.h. aus mind. 5 g Haar des geliebten Menschen oder mindestens 500 g Kremationsasche. Die Reinheit des Steines ist zum einen bestimmt durch die Kohlenstoffquelle und zum anderen durch das Wachstum des Steines während der Herstellung. Das chemische Element Bor, das an den Kohlenstoff gebunden ist, beeinflusst die Farbgebung. Je höher der Borgehalt, desto dunkler erscheint der Blauton des Endprodukts. Im Internet findet man das Verfahren auf der Seite des Schweizer Unternehmens „Algordanza“ ausführlich erläutert.
Claudia: Neben personalisierten Edelsteinen bietet ihr auch „Perlen mit Seele” an. Was kann sich der Kunde darunter vorstellen?
Daniela: Die „Perle mit Seele“ ist eine preisgünstigere Variante eines personalisierten Schmuckstückes. Sie kann – dank eines speziellen chemischen Verfahrens – bereits mit einer Haarsträhne von nur 2-3 cm zu einem Schmuckstück von ganz besonderem Erinnerungswert verwandelt werden. Viele schenken sich „Perlen mit Seele“ bereits zu Lebzeiten. Auf unserer Website haben wir die Kreation einer „Perle mit Seele“ näher beschrieben.
Claudia: Die „Perle mit Seele” eignet sich ausgesprochen gut als Geschenk für Mütter, die beste Freundin oder auch zum Junggesellinnenabschied. Meine Mutter z.B. trägt eine Perle, in die meine Haare und die meines Bruders eingearbeitet wurden. Auch meine beste Freundin und ich tragen eine vergleichbare Perle.
Claudia: Was bedeutet es für Angehörige, von ihren Liebsten ein personalisiertes Schmuckstück zu tragen?
Daniela: Ich glaube, jeder verbindet damit etwas anderes. Vielen Angehörigen hilft das Schmuckstück im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, dass der geliebte Mensch nicht mehr in ihrer Mitte ist, aber trotzdem weiterhin bei ihnen sein kann. Während für manche Menschen Trauerarbeit so überhaupt erst beginnen kann, finden andere auf diese Weise einen Weg, ihre Trauer abzuschließen. Jedenfalls ist das Schmuckstück stets ein Zeichen der einzigartigen Verbundenheit zwischen den Menschen. Der Schmuck kann auch Kraft in schweren Situationen geben. Wir hören oft: „Ohne dieses Schmuckstück trete ich bei keiner Prüfung an“ oder „Jetzt sehen wir die Welt doch noch gemeinsam“.
Claudia: Was empfinden die Mevisto Mitarbeiter bei der Anfertigung eines personalisierten Schmuckstückes?
Daniela: Das Gefühl, einem Menschen in einer für ihn so emotionalen Zeit etwas Wertvolles zurückzugeben, ist unbeschreiblich. Es ist schön und bewegend. Tränen gehören oft dazu, aber es sind Tränen der Rührung und des Glückes.
Claudia: Bekommt ihr auch Rückmeldungen von euren Kunden?
Daniela: Ja, eigentlich regelmäßig. Diese Stimmen sind der Motor unseres Tuns. Es sind unglaublich ehrliche und emotionale Kommentare und oft erfahren wir die Geschichte „hinter“ dem Edelstein. Kürzlich erhielten wir einen Brief, der uns sehr berührt hat. Dem Schreiben war ein Bild beigelegt, das diese Kundin selbst gemalt hatte, der Dank an uns, dass sie einen Teil ihrer Tochter in Form eines Saphirs immer bei sich tragen kann.
Claudia: Was ist bei eurer Arbeit am wichtigsten?
Daniela: Das Wichtigste an unserer Arbeit sind Leidenschaft und Genauigkeit. Unser Beruf ist Berufung. Dies ist überall im Unternehmen spürbar.
Claudia: Daniela, ich danke dir für dieses Gespräch!
Das Interview führte Claudia Pippinger im Mai 2023 mit Daniela Reiter, Geschäftsführerin von Mevisto, Österreich
Eine ganz persönliche und emotionale Geschichte zum Thema Edelsteinbestattung erzählt unsere Mitarbeiterin Claudia Pippinger in ihrem Blogbeitrag „Funkelnde Erinnerung“.
