Sonnenuntergang am Strand

Pauline, unser Thema “Der Tod und ich“ ist ja kein einfaches, alltägliches Thema. Du hast dich als sehr junger Mensch entschieden, den Weg zur Bestatterin einzuschlagen. Wie gehst du selbst mit Tod und Leben um?

Ich glaube, durch die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist mir die Endlichkeit des Lebens viel bewusster geworden. Vor der Ausbildung habe ich mir über das Thema eher weniger Gedanken gemacht. Ich hatte Phasen während meiner Ausbildung, in denen ich intensiv über das Leben nach dem Tod nachgedacht habe. Auch das zunehmende Bewusstsein darüber, was nach dem Tod mit meinem Körper passiert und welche Stationen er noch durchlaufen wird, hat mich zum Nachdenken bewegt. Ich würde sagen, ich habe auch begonnen, das Leben mehr zu schätzen und zu nutzen, wenn ich sehe, wie schnell es vorbei sein kann.

Was ist dir im Leben wichtig?

Mir ist im Leben wichtig, so viel auszuprobieren, zu reisen und zu leben wie nur möglich, am besten so viel wie möglich mit meinen Freunden und meiner Familie zusammen. Aber sich auch mal trauen, allein etwas Neues zu wagen und so an sich selbst zu wachsen. Ich möchte am Ende einfach das Gefühl haben, so viel wie möglich gemacht zu haben und nichts zu bereuen.

Pauline Gürster

Wunschberuf Bestatterin

Warum hast du dich dafür entschieden, die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft zu machen?

Durch einen Todesfall in der Familie bin ich das erste Mal auf den Beruf aufmerksam geworden. Ich habe mich dann im Internet informiert und auf YouTube Videos zu dem Thema angesehen. Als ich in der neunten Klasse war, habe ich in den Schulferien ein einwöchiges Praktikum beim Bestatter gemacht. Das war dann der Ausschlag für meinen Entschluss, die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft zu machen.

Wie haben deine Eltern und deine Freunde reagiert, als sie erfuhren, dass du Bestatterin werden möchtest?

Sowohl bei meinen Eltern als auch bei meinen Freunden bin ich nie auf Abneigung gestoßen. Die meisten sind zwar anfangs sehr erstaunt gewesen, aber heute begegnen sie mir mit Interesse und haben Fragen. Oft höre ich jedoch den Satz: „Also ich könnte das nicht!“

Blumenstrauß In loving memory

Was begeistert dich an diesem Beruf?

Mich begeistert, dass er so unglaublich abwechslungsreich ist. Man begegnet jeden Tag neuen, sehr unterschiedlichen Menschen. Auch die Aufgabenbereiche sind sehr verschieden. Jeder Tag ist anders gestaltet. Ein wichtiger Punkt ist aber auf jeden Fall die Dankbarkeit, die man von den Angehörigen erhält. Viele Menschen wurden im Leben noch nicht mit dem Tod konfrontiert und sind regelrecht „erschlagen“ von den ganzen Dingen, die nun auf sie zukommen. An diesem Punkt stehen wir zur Seite und führen die Menschen durch all diese schweren Fragen und Entscheidungen.

Was liegt dir am meisten in deiner Ausbildung?

Die praktischen Aufgaben liegen mir am meisten. Ich interessiere mich für die hygienische Versorgung und die Möglichkeiten, die ich als Bestatterin habe, um z.B. Angehörigen einen schönen Abschied zu ermöglichen. Aber auch die Abholungen, Überführungen oder Beisetzungen sind Tätigkeiten, die mir liegen. Auch Aufgaben wie der Trauerdruck, bei dem ich meine Kreativität mit einfließen lassen kann, machen mir Freude.

Meer

Der Tod in meinem Leben

Sprichst du manchmal mit deinen Freunden über Sterben und Tod? Und was sind dabei die wichtigsten Themen?

Meine Freunde und ich sprechen meistens dann über das Thema Tod, wenn ich von meiner Ausbildung erzähle. Es sind dann häufig Fragen über die hygienische Versorgung, die verschiedenen Aufgaben im Alltag eines Bestatters oder Begegnungen mit Menschen, die mich beschäftigt haben.

 Gibt es für dich einen guten Tod?

Ein Mensch, der mit dem Gedanken zu sterben, Frieden geschlossen hat bzw. bereit ist, loszulassen und der von seinen Lieben umgeben ist, nicht allein sein muss – der stirbt für mich einen guten Tod. Natürlich spielen Umstände wie die Umgebung oder die Ursache für den Tod auch eine große Rolle. Ein Mensch, der einen langen Leidensweg hinter sich hat, stirbt einen ganz anderen Tod, als ein Mensch, der plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen wird z.B. durch einen Unfall.

Beerdigung bunter Sarg

Was ist für dich eine gute Bestattung?

Eine gute Bestattung muss in meinen Augen den Verstorbenen widerspiegeln. Es muss beispielsweise nicht immer tragende und traurige Musik gespielt werden. Oft hatte der Verstorbene ein Lieblingslied oder seine Familie bringt ein bestimmtes Lied mit ihm in Verbindung. Solche Musikstücke können oft viel erinnerungsreicher sein. Am wichtigsten ist es für mich, dass die Angehörigen nach der Bestattung das Gefühl haben, sich so verabschiedet zu haben, wie es ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprochen hat und danach die Möglichkeit zu haben, nach vorne blicken können.

Was passiert nach dem Tod? Glaubst du an ein Leben danach?

Eine genaue Vorstellung davon, was nach dem Tod passiert, habe ich nicht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass da gar nichts mehr sein soll. Der Körper vergeht, aber unsere Seele wandert an einen anderen Ort oder wechselt in einen anderen Zustand, wie auch immer dieser aussehen mag. Den Gedanken daran, dass es nach dem Tod auf irgendeine Art und Weise weitergeht, finde ich aber sehr beruhigend und ich halte mich daran fest.