Verblühte Rose im Winter Stillleben

 Oh, Gott! 

Gott! Entschuldige die Anrede. „Lieber“ will mir heute nicht über die Lippen kommen. Mein geliebter Herzensmensch ist gestorben. Ja, er ist tot. Er ist nicht mehr bei mir. Es fühlt sich an, als ob ein wichtiger Teil aus meinem Leben einfach herausgerissen, ja ausgelöscht wurde. Und so, Gott, kann ich Dir heute nur von Trauer und Schmerz erzählen. Von Trauer, die mich erdrückt. Von Schmerz, der mich schier zerreißt. Von Sehnsucht nach dem Lachen, der Stimme, den Berührungen meines Herzensmenschen. Ich weiß nicht mehr weiter, ich kann nicht mehr! 

Und nun kommt noch Weihnachten, das Fest der Liebe. Wie soll ich diese Tage nur überstehen? Woher die Kraft nehmen für Plätzchen backen, festlich dekorieren, Geschenke besorgen, Freunde besuchen? Alles erscheint mir sinnlos. Ich habe Angst vor diesem Weihnachten, will fliehen, einfach nur weg vor diesem Fest der Liebe. 

So oder ähnlich mögen die Gedanken vieler Menschen sein, die in diesen Tagen einen lieben Menschen verloren haben. 

Menschen, die in dieser besonderen Situation sind, möchten wir mit unserer Weihnachtsbotschaft zur Seite stehen und Stärke spenden.

Henry Frömmichen

 Wege durch das Land der Trauer 

Trauer ist der Preis, den wir für Liebe bezahlen“. Mit diesen Worten sprach Königin Elizabeth II. Angehörigen der Opfer vom 11. September 2001 Trost zu. 

Stellen wir uns vor, wir müssten uns entscheiden, zu lieben und geliebt zu werden, wohl wissend, dass wir den Preis der Trauer zu bezahlen haben oder trauerlos, dafür aber ohne Liebe durch das Leben gehen. Würden wir uns tatsächlich gegen ein Leben ohne Liebe entscheiden? 

Vielleicht tröstet uns dieser Gedanke, dass in unserer Trauer die Liebe fortlebt, dass in jeder geweinten Träne Liebe und Zuneigung zu dem verlorenen Menschen zum Ausdruck kommt. 

Vielleicht hilft es uns, einen Brief an diesen Menschen zu schreiben, eine Kerze auf seinem Grab zu entzünden, besondere Blumen niederzulegen oder einen Zweig vom Weihnachtsbaum abzuschneiden und sein Grab damit zu schmücken. 

Vielleicht nehmen wir eine Schale und füllen sie mit goldenen Weihnachtskugeln. Je eine Kugel für ein schönes Erlebnis, eine wunderbare Erinnerung an diesen Menschen und erfahren staunend, welch Reichtum uns mit ihm geschenkt wurde. 

Vielleicht gelingt es gläubigen Menschen, das Klagegebet an Gott in ein Bittgebet zu wandeln: 

„Und wenn ich Dich um etwas bitte, dann darum, dass ich in all meiner Trauer irgendwann die Dankbarkeit darüber fühlen kann, dass mein geliebter Herzensmensch sein Leben mit mir teilte und dass ich spüren kann, dass Liebe immer stärker ist als der Tod“. 

Frau Trauer

Eine Geschichte von Liebe und Hoffnung 

Menschen sehnen sich nach Liebe, nach Frieden, nach Geborgenheit und Hoffnung. Und für nichts anderes steht die Geschichte eines jungen Paares, das in einem heruntergekommenen Stall ein Kindlein zur Welt bringt. Die Weihnachtsgeschichte. 

Die Botschaft dieser Geschichte können wir alle verstehen, ungeachtet unterschiedlicher Religionen oder Weltanschauungen: Uns wird ein Kind geschenkt, das Liebe, Frieden und Licht in eine dunkle, kaputte Welt bringt, das heilen möchte und auch Heil bringt. Engel verkünden den Menschen das freudige Ereignis: 

„Fürchtet Euch nicht“ Denn seht, wir verkünden euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Euch ist der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden, das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden! (Lk 2, 10-14) 

Lila Adventskerzen

Licht in der Dunkelheit 

Wenn uns die Weihnachtsgeschichte eines zeigt, dann ist es, dass wir keine Angst zu haben brauchen, dass wir in all der Trauer und Einsamkeit nicht allein sind, dass Dunkelheit von Licht erhellt wird. 

Und so können Trauernde vielleicht ihren Weg finden, Weihnachten zu begehen. Weihnachten als Fest der Liebe und als Fest der Hoffnung – auch wenn es anders sein wird als die Jahre zuvor. 

(…) Oh Gott, und höre meine Dankbarkeit. Trage meine Liebe hinüber zu meinem Herzensmenschen. Er soll wissen, dass er für immer in meinem Herzen ist. Öffne Du Deine Arme und empfange ihn, da sein Weg jetzt von mir wegführt. Öffne Deine Arme und halte ihn mit einer Hand in der Ewigkeit, mit der anderen bei mir, damit ich Adieu sagen kann, damit ich loslassen kann und doch immer mit ihm verbunden bin. AMEN 

Mein Wunsch für alle Menschen, besonders für die, die in diesem Jahr um eine geliebte Person trauern, ist es, in all der Dunkelheit das Licht zu finden, das uns allen geschenkt ist und dem wir vertrauensvoll folgen können. 

Henry Frömmichen